Lemusichs Garten

Ludus omnium colorum

Nach der Schilderung eines antiken Autors dachte dieser - vollkommen abgeschirmt von seinen Sinneswahrnehmungen - eines Tages über das Seiende nach. In diesem Zustand erhob sich sein Denken in große Höhen.

Eine solche einseitige Abkehr von den Sinneswahrnehmungen fand ihre Kompensation in einem zentralen Zweig der Hermetik - der Alchemie. Sie beschäftigt sich mit der Transformation von Stoffen, sowohl im physischen als auch im spirituellen Sinne, und sucht nach dem verborgenen Zusammenhang zwischen materieller und immaterieller Welt.

In der 36-teiligen Werkreihe Lemusichs Garten reflektiert Bernd Weingart über geistige Welten, die sich den rationalen Systemen und ausgetretenen Denktraditionen entziehen. Im Zentrum seiner Arbeit steht das Interesse an hermetischen Philosophie-Traditionen, die über Jahrhunderte hinweg als Gegenentwürfe zur dogmatischen Ordnung etablierter Machtstrukturen formuliert wurden. Ihr Zugang zur Wirklichkeit war exklusiv, ihre Vertreter häufig Außenseiter - beobachtet, beargwöhnt und oft verboten.

Die aphoristische Essenz des ›Omnes Colores‹ steht im gelungenen ›Opus‹ der Alchemisten als Symbol für das ›Erscheinen aller Qualitäten‹ einer vollständigen Wirklichkeit. Diese Idee verweist auf das Streben nach einer umfassenden Wahrnehmung der Welt und des eigenen Selbst. In Lemusichs Garten deutet Weingart diesen Gedanken neu und verbindet ihn mit Friedrich Schillers Konzept des ›Homo ludens‹, des spielenden Menschen - jenem schöpferischen Moment, in dem der Mensch im Spiel zu sich selbst findet. Dieses Spiel begreift Weingart als ein ästhetisch-philosophisches Glasperlenspiel, in dem sich eine lebendige Ganzheit aller äußeren und inneren Erlebnisse des Fühlens, der Erinnerung, des Wissens und der Ahnung transparent überlagern und zu einer neuen Wirklichkeit verdichten.

Lemusichs Garten ist jedoch nicht nur ein Raum für philosophische Reflexionen, sondern auch ein Feld für offene Fragen. In den vorliegenden Arbeiten verweben sich Fragestellungen der Quantenphysik, Philosophie und Religion mit mehrdeutigen Symbolen und kulturgeschichtlichen Mythen zur Entstehung des Kosmos. Die Werke reflektieren die Beschäftigung mit den Grenzbereichen des Wissens - mit den Fragen, die trotz aller wissenschaftlichen Fortschritte ungelöst bleiben und deren metaphysische Dimension die Grenzen des Rationalen überschreiten.

Trotz der anspruchsvollen Themen ist dieses ›Ludus Omnium Colorum‹ keine strenge, konzeptionelle Abhandlung. Vielmehr ist es das Resultat eines freien, assoziativen Prozesses: Es entstanden Fragment für Fragment - aus Momenten des alltäglichen Zufalls, aus Kindheitserinnerungen, intuitiven Impulsen und einer Vielzahl unsystematischer Anregungen aus der Geschichte der Kunst und Literatur. Visuelle Zitate, etwa aus Johann Wilhelm Baurs Illustrationen zu Ovids ›Metamorphosen‹ oder aus Matthäus Merians d. Ä. Werken zur ›Alchemica illustrata‹, dienen Weingart als Referenzfiguren.

Dieses Amalgam aus Zitaten, collagierten Wirklichkeitsfragmenten und zufällig entstandenen Materialstrukturen entfaltet sich zu einem geistigen Figurenspiel, in dem die zwölf Triptycha – als geschlossener Kreis konzipiert – einem Streben zu folgen scheinen, sich in beständiger Wandlung in immer neuen Variationen zu inszenieren. Hier entfalten sich Bildwelten in einem Zustand permanenten Wandels: Motive verschieben sich, tauchen verändert oder verfremdet erneut auf. In diesem so entstandenen visuellen Kontinuum steht jedes Triptychon sowohl für sich, gleichzeitig ist es Teil eines größeren Zusammenhangs.

In dieser rhythmischen Bewegung, diesem Spiel aus Variation und Wiederkehr, spiegelt sich eine tieferliegende Idee: die Vorstellung, dass Erkenntnis nicht im statischen Besitz von Wahrheit liegt, sondern vielmehr in der fortwährenden Suche nach ihr. So präsentiert Lemusichs Garten Vorstellungsebenen in Bildern, die zwischen Erinnerung und Imagination, Wissenschaft und Mythos, Spiel und Struktur transparent werden – ein imaginärer Garten, in dem sich Bedeutung nicht erzwingen lässt, sondern in schillernden Überlagerungen immer wieder neu erscheint.

Triptycha 1-12

Lemusichs Garten No. 1/1 Fig. 1/1 Online nicht verfügbar

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Lemusichs Garten No. 1/2 Fig. 1/2 Online nicht verfügbar

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Lemusichs Garten No. 1/3 Fig. 1/3 Online nicht verfügbar

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Lemusichs Garten No. 2/1 Fig. 2/1 Online nicht verfügbar

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Lemusichs Garten No. 2/2 Fig. 2/2 Online nicht verfügbar

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Lemusichs Garten No. 2/3 Fig. 2/3 Online nicht verfügbar

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Lemusichs Garten No. 3/1 Fig. 3/1 Online nicht verfügbar

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Lemusichs Garten No. 3/2 Fig. 3/2 Online nicht verfügbar

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Lemusichs Garten No. 3/3 Fig. 3/3 Online nicht verfügbar

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Lemusichs Garten No. 4/1 Fig. 4/1 Online nicht verfügbar

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Lemusichs Garten No. 4/2 Fig. 4/2 Online nicht verfügbar

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Lemusichs Garten No. 4/3 Fig. 4/3 Online nicht verfügbar

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Lemusichs Garten No. 5/1 Fig. 5/1 Online nicht verfügbar

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Lemusichs Garten No. 5/2 Fig. 5/2 Online nicht verfügbar

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Lemusichs Garten No. 5/3 Fig. 5/3 Online nicht verfügbar

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Lemusichs Garten No. 6/1 Fig. 6/1 Online nicht verfügbar

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Lemusichs Garten No. 6/2 Fig. 6/2 Online nicht verfügbar

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Lemusichs Garten No. 6/3 Fig. 6/3 Online nicht verfügbar

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Lemusichs Garten No. 8/1 Fig. 8/1 Online nicht verfügbar

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Lemusichs Garten No. 8/2 Fig. 8/2 Online nicht verfügbar

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Lemusichs Garten No. 8/3 Fig. 8/3 Online nicht verfügbar

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Lemusichs Garten No. 9/1 Fig. 9/1 Online nicht verfügbar

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Lemusichs Garten No. 9/2 Fig. 9/2 Online nicht verfügbar

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Lemusichs Garten No. 9/3 Fig. 9/3 Online nicht verfügbar

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Lemusichs Garten No. 10/1 Fig. 10/1 Online nicht verfügbar

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Lemusichs Garten No. 10/2 Fig. 10/2 Online nicht verfügbar

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Lemusichs Garten No. 10/3 Fig. 10/3 Online nicht verfügbar

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Lemusichs Garten No. 11/1 Fig. 11/1 Online nicht verfügbar

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Lemusichs Garten No. 11/2 Fig. 11/2 Online nicht verfügbar

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Lemusichs Garten No. 11/3 Fig. 11/3 Online nicht verfügbar

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Lemusichs Garten No. 12/1 Fig. 12/1 Online nicht verfügbar

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Lemusichs Garten No. 12/2 Fig. 12/2 Online nicht verfügbar

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Lemusichs Garten No. 12/3 Fig. 12/3 Online nicht verfügbar

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